Irgendwie ist “Projekt” ein komisches Wort. Oder vielleicht eher ein sprachliches Phänomen. Alles ist für uns heute ein Projekt. Na gut, nicht alles. Aber für mein Gefühl bezeichnen wir doch sehr vieles als Projekt – und zwar auch vieles, was mensch früher wohl nicht als Projekt bezeichnet hätte. Teilweise auch mit Leidenschaft verfolgte Tätigkeiten der Selbstverwirklichung – wie ein Album – oder gar Beziehungen oder das Gründen einer Familie.
Bei dem Wort “Projekt” schwingt für mich immer mit, dass es einen Plan gibt, einen Nutzen oder Zweck, ein Ziel und in der Regel auch ein Ende. Ziemlich komische Vorstellung, irgendwann zu sagen “Das Projekt Familie ist nun nach 20 Jahren erfolgreich beendet”. Aber sogar mein Papa, den ich ganz und gar nicht als typischen Projekte-Pitcher bezeichnen würde, hat mal einen Satz geschrieben wie: “Es war richtig, die Lebensmitte mit dem Projekt Familie zu füllen.”
Projektmanager*innen sind heute gefühlt die gefragtesten Kräfte auf dem Arbeitsmarkt. Aber irgendwie sind wir ja alle ein bisschen zu mehr oder weniger guten Projektmanager*innen geworden. Mensch könnte sicher lange zum Beispiel aus linguistischer oder soziologischer Perspektive analysieren und darüber philosophieren, wie sich die Verwendung des Wortes “Projekt” verändert hat und wie das mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen zusammenhängt. Ich vermute, die “Projektifizierung” des ganzen Lebens ließe sich auch gut zusammendenken mit Ulrich Bröcklings Konzept des “unternehmerischen Selbst“. Aber diese Vermutung sorgfältig zu untersuchen wäre ein Projekt, für das es mir in Relation zur Wichtigkeit, die dieses Projekt für mich hätte, an zeitlichen Ressourcen und Kapazitäten mangelt. (Zwinkersmiley)
Vielleicht ist das “Projekt” also nicht nur ein komisches Wort und ein interessantes sprachliches Phänomen, sondern auch Ausdruck, Symptom und/oder Begleiterscheinung einer gesellschaftlichen Entwicklung, die ich am ehesten unter dem (leider oft recht schwammigen) Begriff der Neoliberalisierung verorten würde.
Aber genug der halbgaren Überlegungen. Auch ich habe ein paar Projekte, die ich oft als Projekte bezeichne, weil mir die schöneren Bezeichnungen dafür noch fehlen. Und ein paar dieser Projekte möchte ich präsentieren.
PS: Bei dem Gedanken, dass es ja immerhin auch das Wort “Herzensprojekt” gibt, ist mir aufgefallen, dass mir dieses Wort wie eine ziemlich merkwürdige, aber vielleicht auch sehr zeitgemäße Wortkombination vorkommt.